Wien (pts025/06.07.2018/14:55) – Ich möchte den 15. Internationalen Kongress für Neuromuskuläre Erkrankungen – kurz ICNMD – 2018, der von 6. bis 10. Juli in Wien stattfindet, zum Anlass nehmen, mehr Bewusstsein für Neuropathien zu schaffen. Beim ICNMD 2018 diskutieren internationale Fachleute diese Erkrankungen des peripheren Nervensystems, die in sehr vielen Formen auftreten können, und für die es inzwischen bessere Behandlungsmöglichkeiten gibt. Unter dem Begriff „Neuropathien“ fassen wir die Polyneuropathien, Mononeuropathien sowie Plexopathien zusammen.
Symptome bei Patienten mit Polyneuropathien
Polyneuropathien (PNP) können mit sensiblen, motorischen, autonomen Symptomen, aber auch mit neuropathischen Schmerzzuständen einhergehen. Sensible Symptome äußern sich in Brennen, Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Beinen und Füßen oder in den Armen und Händen, typischer Weise in handschuh- bzw. sockenförmiger Verteilung.
In der Funktion kann es zu Ungeschicklichkeit bis hin zu Koordinationsstörungen kommen. Motorische Ausfälle können, abhängig von der Ursache der Neuropathie, von leichter Schwäche bis zur vollständigen Lähmung mit der Notwendigkeit der Beatmung reichen. Autonome Störungen betreffen die Funktion der Kreislaufregulation sowie die Magen-Darm- und die Sexualfunktion.
Gleichzeitig mit dem ICNMD wird in Wien auch der Kongress der European Federation of Autonomic Societies (EFAS) stattfinden, auf dem es um die zur Behandlung autonomer Störungen geht.
Die Ursachen von Polyneuropathien
Polyneuropathien haben unterschiedliche Ursachen. Für Europa lässt sich sagen, dass etwa ein Drittel durch Diabetes, ein weiteres Drittel durch toxische Ursachen – nicht nur Alkohol, sondern manchmal auch Medikamente, insbesondere manche Krebstherapien – hervorgerufen werden. Etwa ein Viertel der Neuropathien sind durch entzündliche Prozesse (GBS, CIDP, Vaskulitis), erbliche Faktoren und andere seltene Ursachen bedingt. Lässt sich bei Über-50jährigen die Ursache der Neuropathie nicht feststellen, spricht man von kryptogenen Neuropathien.
Neurologen können mithilfe von Laboruntersuchungen und Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit das Krankheitsbild in vielen Fällen zuordnen. Das ist bedeutsam, weil beispielsweise das Auftreten von Polyneuropathien das erste Symptom von Diabetes mellitus ist, und weil eine gute Einstellung des Diabetes das Fortschreiten der Neuropathie eindämmt. Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen medizinischen Fächern sowie gute Teamarbeit mit Berufsgruppen wie Physio- und Ergotherapie sind hier bedeutsam.
Wichtig ist auch die Auswahl von sowie die richtige Zuweisung zu symptomatischen Behandlungen, die Rehabilitation und das kompetente Management des neuropathischen Schmerzes.
Verbesserungen in der Behandlung
Die Diagnose „Neuropathie“ ist für die Betroffenen heute kein Grund mehr, in Panik zu verfallen und ein Leben im Rollstuhl befürchten zu müssen. Zwar lassen sich fortgeschrittene Neuropathien meistens nicht vollständig rückgängig machen. Eine an den Symptomen orientierte Therapie gegen Schmerzen, Schwäche und Bewegungsstörung ist aber in jedem Fall möglich und verbessert die Lebensqualität. Das bedeutet beispielsweise, dass bei Menschen mit Diabetes mit der optimalen Einstellung des Blutzuckerwertes, verbunden mit der richtigen Ernährung und ausreichend Bewegung, zumeist auch die Polyneuropathie in den Griff zu bekommen ist. Die Behandlung ist oft multidisziplinär und multiprofessionell.
Auch die immer erfolgreicheren Krebstherapien können zu Neuropathien führen. Zahlreiche „klassische“ Chemotherapien sind neurotoxisch und können Polyneuropathien verursachen. Ein ganz neues therapeutisches Spektrum bieten die Immuntherapien (Immun Check point Inhibitioren), auch bei ihnen kann es zu immunvermittelten Neuropathien als Nebenwirkung kommen.
Große Fortschritte wurden nicht nur bei den immunvermittelten Neuropathien (z.B. GBS, CIDP) erzielt, sondern auch bei einigen genetischen, bisher unheilbaren Formen. Der M. Fabry und die TTR Amyloidose sind inzwischen spezifisch behandelbar, was noch vor wenigen Jahren als undenkbar erschien.
Allerdings ist für die Therapie zahlreicher Formen von Polyneuropathien noch viel Forschungsarbeit notwendig.
Mono- und Plexopathien
Die Beeinträchtigung einzelner Nerven, wie zum Beispiel des N. medianus an der Hand beim Karpaltunnelsyndrom, kann zu schweren Beeinträchtigungen führen, kann aber nach exakter Diagnose erfolgreich behandelt werden. Auch sehr alte Menschen können von der Funktionsherstellung der Hand profitieren.
Schmerzsyndrome von kleinen sensiblen Nerven nach Traumen oder Eingriffen können zu schwerer Beeinträchtigung und zu Schmerzsyndromen führen.
Nervengeflechte wie der Armplexus können bei Traumen (z. B. Motorradunfall) verletzt werden und bedürfen oft plastisch rekonstruktiver Eingriffe. Dabei ist das Thema der Nervenregeneration, Neurorehabilitation und Neuroplastizität bedeutsam.
Der ICNMD 2018 – Patiententag am 6. Juli
Auf dem ICNMD 2018 werden vom 6. bis 10. Juli 2018 ist Wien mehr als 120 hochkarätige Vortragende und 1.000 Teilnehmer aus mehr als 60 Ländern zusammentreffen. Auf dem Kongress werden wichtige Fortschritte bei der Diagnose, Therapie oder Rehabilitation im Bereich neuromuskulärer Erkrankungen wie Neuropathien, Muskelerkrankungen, Myasthenia Gravis oder Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) präsentiert. Am 6. Juli findet ein öffentlich zugänglicher Patiententag mit Expertenvorträgen statt.
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